Herzschmerzkreationen, 01.01.2008
Wenn aus verschmähter Liebe Neues entsteht
Ein Feature von Peter Kaiser, WDR 3
Im lippischen Städtchen Lemgo steht das Haus des 1912 verstorbenen reichen Einsiedlers und Künstlers Karl Junker, das "Junkerhaus". Es geht die Mär, dass einst eine Frau das Werben des jungen Karl nicht anerkannte, und er aus Gram darüber 20 Jahre lang eben jenes Haus vom Boden bis zur Decke mit filigransten Holzschnitzereien verzierte, bemalte und schmückte, für jenen imaginären Tag, an dem die Dame ihn dann doch noch erhören würde. Hat sie aber nicht. Kriminalistisch gesprochen ist das ein Fall von verschmähter Liebe. Nicht selten setzt eine derartige Kränkung extreme Kräfte frei. Negative Kräfte, wie sie beispielsweise Stalker ausleben. Oder positive, wie etwa die Kräfte von Honoré de Balzac, der über 100 Romane schrieb, bis ihn die Gräfin erhörte. Manfred von Ardenne erfand aus lauter Gram über seine Einsamkeit das Fernsehen. Der Psychologe Marius Heckmann begann aus Liebesfrust, großformatige Portraits zu malen. Die Liste jener, die aus verschmähter Liebe Neues und Ungeheures wagten, ist lang.